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Paramyxovirose

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Die Paramyxovirose (= PMV) gehört zu einer der gefürchtetsten Krankheiten, gegen die man seine Taube lediglich mit einer Impfung schützen kann.
Sie ist relativ preiswert, deshalb können auch größere Taubenbestände kostengünstig geimpft werden.
Die Ansteckung dieser Virusinfektion erfolgt über den Kot und das Sekret der Augen, des Schnabels und der Nase.

Das Parmyxovirus wird eingeteilt in Serotypen, und der die Tauben krankmachende Subtyp P gehört zum Serotyp 1 der vogelspezifischen Paramyxovirus-Stämme.
Es handelt sich also um einen streng taubenspezifischen Krankheitserreger, der anderen Vögel kaum etwas, Säugetieren und Menschen garnichts anhaben kann.
Dafür ist er unter den Tauben hochgradig infektiös.

Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, beträgt 3 bis 10 Tage.


Wegen einer Nierenbeteiligung beginnt es oft mit einer vermehrten Flüssigkeits-Ausscheidung, sodass man dafür typische Kot-Würstchen in einer Lache vorfinden kann.

Aus dem gleichen Grund kann es durch Schwellungen der Nieren, und damit Druck auf die Bein-Nerven, auch zu Lähmungen eines oder beider Beine kommen.
Manchmal können auch Lähmungen der Flügel auftreten, alternativ oder gleichzeitig, meist einseitig.
Bei 3 von 4 Infekten dieses Paramyxovirus bleiben weitere Symptome aus, und die Tauben sind nach 2 Wochen wieder gesund.

In rund 25 % der Fälle treten allerdings nach 1 1/2 Wochen (mit oder ohne vorausgegangener Nieren-Symptomatik) Störungen im zentralen Nervensystem auf, die sich in ganz unterschiedlichen Schweregraden äußern können.
Das geht vom Schiefhalten des Kopfes über Drehbewegungen, Koordinationsstörungen und Überschlägen bis hin zu allerschwersten Krämpfen. Anfallsweise können die Tauben auch bis zu einer halben Stunde starr auf dem Rücken liegen.
Besondere Auslöser sind äußere Reize wie plötzlicher Lärm oder Licht.

Durch die abnormen Bewegungen können auch die Augen mechanisch gereizt werden, was dann Lid-Schwellungen zufolge hat.

Nach 2 bis 4 Wochen ist dann der ganze Spuk vorbei, und die Täubchen sind wieder gesund.
Es können allerdings lebenslange Restsymptome bleiben, manchmal nur in Stress-Situationen auftretend, mit denen die Tauben in geschützter Unterbringung (
auch in Gesellschaft mit anderen Tauben) aber sehr gut leben und umgehen können.
Wird die Diagnose frühzeitig gestellt, was manchmal äußerst schwierig ist, sind Todesfälle in aller Regel nur Folge von Begleiterkrankungen oder mangelnder Aufsicht und Pflege.

Nach 3 Wochen, gerechnet ab dem Zeitpunkt des Infektes, sind die Tauben nicht mehr ansteckungsfähig.
Dauerausscheider sind entgegen vieler anderer Veröffentlichungen bisher nicht bekannt.

[Anfängliche Vermutungen der Dauerausscheidung haben sich längst als falsch erwiesen.
Dennoch halten sich diese Vermutungen penetrant in einigen Internet-Foren.
Mit dafür verantwortlich könnte die Verwaschung mit einer in der Literatur beschriebenen Sonderform der PMV sein, bei der ohne jegliche Symptome eine wochenlange (keinesfalls aber lebenslange) Ausscheidung von Viren vorkommen kann.]

Ohne Hilfe während der akuten Krankheitsphase sind die Tauben natürlich hoffnungslos verloren.
Sie können sich durch die Krämpfe schwer verletzen, und durch die nervlichen Störungen sind sie nicht mehr in der Lage, eigenständig Futter aufzunehmen, und verhungern.
Sollte auch das Trinken nicht mehr möglich sein, werden sie (nochmal begünstigt bei großen Flüssigkeits- und Mineralstoffverlusten) sehr schnell verdursten.

Wenn noch andere Vögel im Haus sind, muss innerhalb der o. g. 3 Wochen eine strenge Quarantäne (siehe auch Behandlung + Pflege > Quarantäne) eingehalten werden.
Da die Keime sich auch durch die Luft verbreiten, sollte der Krankenkäfig in einem separaten Raum untergebracht sein.

Behandlung:

Wie von Virus-Erkrankungen bekannt, ist eine gezielte Behandlung nicht möglich.

Um so dringlicher geht es bei der Hilfe um die Begleitumstände:

Je nach vermehrter Urin-Ausscheidung müssen zum Ausgleich entsprechende Mengen (Mineral-)Wasser verabreicht werden.

Es empfiehlt sich, ein Antibiotikum zu verabreichen, um zusätzliche bakterielle Infekte als häufige (und dann nicht selten tödliche) Begleiterkrankungen abzuwehren.
Auch gegen meist eh im Rachen vorhandene Trichomonaden und Kokzidien sollte man vorgehen, da sie durch die abgeschwächte Abwehrlage sonst zusätzlich krank machen können.
Eine Behandlung möglicher Würmer sollte unter Berücksichtigung der Gesamtsituation erwogen werden.


Wir empfehlen 1 Woche lang zusätzlich Adenosan, ein Medikament, das eigentlich extra für die Jungtaubenkrankheit entwickelt wurde. Durch den Gehalt an Antikörpern halten wir eine positive Wirkung auch bei der PMV für möglich. In Verbindung mit dem ebenfalls enthaltenen abwehrsteigernden Cruziferenpulver ist es sicher eine gute Wahl.

Wie bei allen schweren Erkrankungen sind Vitamine nie falsch.

(In Form von verkapselter "Brockmanns Zwergmarke" kann man die Verabreichung von Mineralien und Vitaminen einfach kombinieren.)

Ebenso gehören bei uns Liviferm-Kapseln auf den Plan. Sie enthalten Darmbakterien und nochmal zusätzliche B-Vitamine, die bei nervenbeteiligten Erkrankungen nie fehlen sollten.


Augenreizungen bedürfen nur selten einer speziellen Behandlung.

Evtl. vorübergehend auftretende Lähmungen haben entsprechende Konsequenzen auf die pflegerische Versorgung.

Sehr wichtig:
Wenn Krämpfe auftreten, muss der Krankenkäfig in alle Richtungen gut abgepolstert sein, und die gesamte Fütterung muss per Hand erfolgen.

(Medikamente, Nahrungsergänzungen und Dosierungen siehe Behandlung + Pflege > Tauben-Apotheke > Medikamente.)


Im Anschluss an die überstandene Krankheit kann es manchmal lange dauern, bis die Tauben wieder ausreichend selber essen können.
Spätestens nach 6 bis 12 Monaten hat das aber noch jede Taube geschafft.
Es empfielt sich dazu das Angebot verschiedenster Futtermittel.



Text © 2004/2016 Iris Gurn und Eckart Schulze




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